Autorin Christine Koschmieder hat jahrelang getrunken, zu viel getrunken – bis sie abhängig wurde. Mitbekommen hat das keiner. Ein Gespräch über die Gefahr von funktionalem Alkoholismus, Selbstbetrug und Scham.
Frau Koschmieder, Sie sind Alkoholikerin. Das haben Sie mit Ihrem autobiografisch geprägten Roman „Dry“ öffentlich gemacht. Damit gehören Sie zu einer ganzen Riege erfolgreicher Frauen, die sich zuletzt als alkoholabhängig outeten. Warum haben Sie es getan?
Es geht mir um die Auseinandersetzung mit der Frage, woher das funktionale Trinken kommt und warum es so wenig sichtbar ist. Also das Trinken, von dem alle hinterher sagen: Echt jetzt? Man, das haben wir gar nicht gemerkt! Ich wollte auch nicht, wie man es zur Genüge aus der Quit-Lit und aus Filmen kennt, die Konsequenzen und Effekte von Alkohol bebildern. Mir geht es um die Motive, die Widersprüche, die Dynamik und die Strukturen, die hinter dem Trinken stehen.
Quelle: Stern