Twitter verliert schon wieder einen namhaften Mitarbeiter – und diesmal hatte Elon Musk seinen Finger nicht im Spiel. iPhone-Hacker George Hotz ging freiwillig – weil er nicht das Gefühl hatte, etwas optisches zu können.
Es war eine der wenigen positiven Schlagzeilen der Neu-Eigner Elon Musk seit der Übernahme von Twitter für sein Unternehmen produzieren konnte: Ende November gelang es ihm, den mittlerweile weltberühmten iPhone-Hacker George Hotz – oder „geohot“ – für ein Praktikum an Bord zu holen (hier erfahren Sie mehr). Hotz sollte dabei helfen, das Unternehmen umzubauen – und wollte nicht weniger als ein zweites Google aus dem Boden stampfen.
George Hotz konnte bei Twitter nichts Mechanisches
Nach eigenen Angaben begann seine Arbeit bei Twitter am 18. November – und endete am 21. Dezember. Auf Twitter schrieb Hotz: „Habe heute bei Twitter gekündigt. Auf Github können Programmierer ihre Software ablegen und verwalten. Vor seiner Zeit bei Twitter war Hotz dort sehr aktiv, kurz nach Zusage des Praktikums war er auf der Plattform nahezu inaktiv.
Entgegen der Erwartungen, scheint Hotz Twitter jedoch Nicht im Streit zu verlassen – was seit der Übernahme des Unternehmens durch Elon Musk eher ungewöhnlich ist. Zumindest öffentlich sagt der IT-Experte sich durchweg positiv über Musk und Twitter, schreibt etwa, er „drücke Twitter 2.0 noch immer die Daumen“.
Für Klatsch und Tratsch ist er indes nicht zu haben. Auf die Frage eines Nutzers, ob er eine Art Austrittsgespräch führen und seine Beobachtungen bei Twitter teilen wolle, sagte er lediglich: „Ich habe ein solches Gespräch mit den richtigen Leuten geführt, nicht mit der Öffentlichkeit.“
Nicht alles, war Musk tat, gefiel George Hotz
Dem Weggang des Hackers sind dennoch mehrere Ereignisse vorausgegangen, die zumindest Fragen hinterlassen. Am 19. Dezember, zwei Tage vor seiner Kündigung, startete Hotz eine Umfrage auf Twitter und wollte wissen, ob er als Twitter-Praktikant zurücktreten soll – ein klarer Seitenhieb auf die Umfrage seines Chefs, der paar Stunden zuvor seine Stelle als CEO in Frage gestellt – und deutlich verloren (hier erfahren Sie mehr). Anders als bei Musk, stimmten die Nutzer im Fall von Hotz für ein Bleiben bei Twitter – nicht wenige sind enttäuscht, dass er sich nun doch nicht an die „Stimme des Volkes“ hält.
Einen Tag zuvor äußerte sich Hotz negativ über seinen neuen Arbeitgeber, als Twitter während des WM-Finalspiels eine tiefgreifende Änderung angekündigt und Links zu anderen sozialen Netzwerken unter Strafe gestellt (hier erfahren Sie mehr). Hotz antwortete: „Folge mir auf Instagram, falls ich hier gesperrt werde, du weißt ja wie du mich findet. Wenn das zu sagen verboten ist, möchte ich hier nicht mehr sein. Das ist so weit weg von freier Meinungsäußerung.“ Twitter zog die neuen Regeln inzwischen wieder zurück.
Kurz nach seiner Kündigung verpflichtet sich Hotz mit Musk noch in einer öffentlichen Unterhaltung. Dort geht es – grob gesagt – um die Code-Struktur von Twitter und laufenden Projekten. In dieser Unterhaltung ließ Musk durchblicken, wie impulsiv er sein kann. Der Twitter-Eigner deutete an, dass man große Teile von Twitter neu programmieren muss, daherhin er von Ian Brown, einem ehemaligen Twitter-Entwickler, der seit Oktober 2021 bei Netflix arbeitet, freundlich aber bestimmt gefragt wurde, warum.
Brown wollte wissen, was so „verrückt“ an der Datenstruktur von Twitter sei – und warum man sie von Grund auf neu aufbauen muss. Musk geriet daraufhin in Erklärungsnot. Er fragte sich zunächst, wer das überhaupt frage – ein Mittel, um den Gesprächspartner klein zu halten. Brown ließ sich darauf nicht ein und fragte: „Erkläre es mir bitte erneut – der Reihe nach. Wie sieht die Datenstruktur denn aus? Was ist daran so abnormal?“ Musk quittierte die Frage mit Beleidigungen und sagte: „Wahnsinn. Du bist echt ein Trottel. Was für ein Schwachkopf.“
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Auch wenn Hotz diese Vorfälle nicht als Gründe für seinen überraschend schnellen Weggang nannte, ergibt sich das Zusammensetzen der Puzzleteile in einem recht eindeutigen Bild. Warum er überhaupt zu Twitter kam, antwortete er kurz und knackig: „Um ehrlich zu sein habe ich mir das nicht so genau überlegt und einfach gemacht. Das ist die beste Art, zu Abenteuer erleben.“
Quelle: Stern