Wer Kaffee trinkt, wünscht sich dadurch einen kleinen Frischekick. Aber manchmal macht das schwarze Gold auch müde. Wir erklären, warum das so ist.
Ob mit Milch, schwarz oder mit Zucker – Kaffee ist einer der anerkannten Heißgetränke der Welt. Auf 450 Tassen pro Jahr kommt jeder Deutsche im Schnitt. Kaffee gehört für viele Menschen zum Start in den Tag dazu. Sie erhoffen sich am Morgen einen kleinen Energiebooster – schließlich hat das enthaltene Koffein einen wachmachenden Effekt. Doch manchmal kann es genau das Gegenteil sein: Es macht müde.
Dass Kaffee manchmal nicht den erwünschten Energiekick bringt, kann an mehreren Gründen liegen. Die stimulierende Wirkung kommt durch das altbekannte Koffein. Bei den meisten Menschen setzt der aufputschende Effekt 15 bis 30 Minuten nach dem Genuss einer Tasse Kaffee ein. Wie schnell das Koffein aber im Körper umgesetzt und abgebaut WIRD, ist von Mensch zu unterschiedlich Mensch. Es hängt vom Alter, dem Gewicht, einer Schwangerschaft, von der Medikamenteneinnahme und dem Gesundheitszustand der Leber ab.
1. Koffein blockiert Rezeptoren für Adenosin im Gehirn
Unser Tag-Nacht-Rhythmus bestimmt, wann wir wach sind und wann wir müde werden. Licht, Dunkelheit, Hormone und Moleküle haben einen Einfluss darauf. Eine wichtige Rolle spielt ein körpereigenes Molekül namens Adenosin. Das Adenosin dockt im Gehirn an bestimmte Rezeptoren an und entfaltet so seine schlaffördernde Wirkung. Das Koffein blockiert diese Rezeptoren – das Adenosin kann also nicht andocken. So macht Kaffee uns wach. Allerdings gehen Forschende davon aus, dass der Körper versucht, diesen Effekt zu kompensieren. Heißt: Während das Koffein sich an die Rezeptoren andockt, produziert der Körper mehr Adenosin. Nachdem Kaffeehoch werden wir auch schläfrig und fühlen uns müde.
„Sobald das Koffein nachlässt, entsteht ein sehr hoher Schlafdruck, den Sie zurückzahlen müssen“, Seth Blackshaw, ein Neurowissenschaftler an der Johns Hopkins University gegenüber der „New York Times“.
2. Schlaf mit Kaffee kompensieren wollen
25 Prozent der Deutschen leiden laut Robert Koch-Institut unter Schlafstörungen. Wer sich im Bett nur von der einen zur anderen Seite dreht und nicht genug Schlaf abbekommt, ist tagsüber müde und schläfrig. Versucht man, die Müdigkeit mit Kaffee zu vertreiben, kann das in einen negativen Kreislauf führen. Wer sich schläfrig fühlt, trinkt mehr Kaffee, um sich wacher zu fühlen. Doch dieser Kaffee-Konsum kann den Schlaf stören und so noch müder machen.
3. Gewöhnungseffekte
Der Kaffee macht zwar nicht richtig müde, aber er hat irgendwann auch nicht mehr den gleichen wachmachenden Effekt, den eine Tasse einst hatte. Wer regelmäßig Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke zu sich nimmt, kann eine Toleranz gegenüber Koffein entwickeln. Die Leber passt sich dadurch an, dass sie Proteine herstellt, die dafür sorgen, dass Koffein schneller abgebaut werden kann und der Körper vermehrt Adenosinrezeptoren bildet, um den wahrscheinlichen Koffeinkonsum auszugleichen.
In einer kleinen Studie haben Forschende den effizienten Kaffeekonsum und seine Auswirkungen auf die Leistung beim Radfahren untersucht. Das Ergebnis: Zum Start der Studie hatten die Probanden nach dem Trinken des Kaffees eine höhere Herzfrequenz und hatten eine höhere Leistung beim Radfahren. Nach 15 Tagen ließ die Wirkung des Koffeins nach. Die Vermutung: Die Probandinnen haben eine Toleranz gegenüber der stimulierenden Wirkung des Koffeins aufgebaut.
Andere Forschungsergebnisse weisen dagegen darauf hin, dass der regelmäßige Genuss von keinem Kaffeeeffekt auf seine Aufnahme und Verstoffwechslung hat.
4. Austrocknung durch Kaffeekonsum
Koffein wird eine harntreibende Wirkung nachgesagt. Kurz gesagt: Wer Kaffee trinkt, muss urinieren. Eine These: Wer viel Kaffee trinkt, hat ein größeres Risiko, durch das häufige Wasserlassen zu dehydrieren. Und eine leichte Austrocknung kann zu Müdigkeit führen. Doch hier ist sich die Wissenschaft nicht einig: Viele Forschende gehen davon aus, dass koffeinhaltige Getränke nicht harntreibender sind als andere Getränke.
5. Kaffee kann sich auf den Blutzucker ansehen
Forschende haben in einer Studie festgestellt, dass ein Kaffee am Morgen zu einer Insulinresistenz beitragen könnte und sich negativ auf die Glukosetoleranz des Körpers erkennen kann. Die Glukosetoleranz genau, wie gut der Körper den Blutzuckerspiegel regulieren kann. Der Kaffee am Morgen kann dafür sorgen, dass weniger Glukoseverträge abgeschlossen werden können. Die Folge: Kohlenhydrate oder Zucker im Frühstück lassen den Blutzucker ansteigen. Fällt der Blutzucker wieder, kann das dazu führen, dass man sich müde fühlt.
Quellen: Studieren Sie das British Journal of Nutrition, Studieren Sie Wissenschaft direkt, Sstudiere Plos One, Schlafstiftung,New York Times, Gesundheitslinie, Medizinische Nachrichten heute, RKI, Efsa, Statistik
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Quelle: Stern