Kein soziales Netzwerk war so schnell, so erfolgreich wie Tiktok. Diesen Erfolg versuchen nun nicht mehr nur Konkurrenten wie Meta zu kopieren. Sondern auch Unternehmen aus völlig anderen Branchen.
Und noch ein Clip. Naja, einen noch – und schon sind Stunden vergangen: Wohl keine App fesselt Nutzer:innen so schnell wie Tiktok – und das will angesichts der Zeit, die man schon auf Instagram und Co. verbracht hat, möglicherweise etwas heißen. Die Konkurrenz versucht verzweifelt, das Erfolgsrezept zu kopieren. Und auch Amazon testet gerade ein Projekt, mit dem der Onlinehandels-Gigant seine Scheibe vom Tiktok-Kuchen abschneiden möchte.
Das „Inspire“ getaufte Feature soll in der Amazon-App ein Nutzungs-Gefühl wie bei der erfolgreichen Kurzvideo-App erzeugen, berichtet das „Wall Street Journal“. Statt witziger Clips, Gesangseinlagen und Kurztutorials sollen sich die Kunden in dem wie beim Vorbild „For you“ genannten Feed aber Produktvideos und -bilder anzeigen lassen. Wie bei Tiktok kann man die Clips liken, mit anderen teilen – oder eben die Produkte gleich kaufen. Noch seien die meisten Inhalte bei Inspire Produktfotos, es können aber auch vereinzelt Videos sein.
Übermacht Tiktok
Das Projekt befindet sich aktuell in einer internen Testphase, erklärt die ausdrückliche KI-Firma Watchful Techologies dem „Journal“. Amazon selbst äußerte sich gegenüber der Zeitung zurückhaltend, betonte man „ständige neue Funktionen, um das Leben der Kund:innen ein wenig einfacher zu machen.“ Tatsächlich gibt es immer wieder Berichte über neue Funktionen, von denen aber längst nicht alle auch bei den Endverbraucher:innen landen. Ob es bei Inspire ähnlich gehen WIRD, muss sich zeigen.
Dass Amazon ebenfalls versucht, auf den Tiktok-Zug aufzuspringen, überrascht nicht. Die Wirkung des Videodienstes auf die Branche ist gigantisch. Verfolgt man die Quartalsberichte der Branche, wurde das Netzwerk in fast jedem Investoren-Gespräch der großen Internet-Unternehmen als großer Konkurrent und möglicher Grund für Umsatzrückgänge genannt.
Um mit dem neuen Platzhirsch mithalten zu können, versuchen Sie, die Konkurrenten das Erfolgsmodell zu kopieren. Instagram und Facebook werden von Mutterkonzern immer mehr auf ihr Reel-Feature optimiert, dessen Umsetzung kaum von Tiktok inspiriert ist. Auch Youtube und Twitter setzen ebenfalls auf schnell aufeinander folgende Kurzvideos, um wenigstens nicht noch mehr User zu verlieren.
Werbefeed statt Katzenvideos
Ob das Konzept auch für eine Shopping-Plattform funktioniert, steht auf einem anderen Blatt. Anschließend geht es bei Tiktok und den Nachahmern vor allem darum, die Aufmerksamkeit der User:innen für Werbeeinnahmen zu halten. Und nicht direkt um Produktverkäufe. Die Tester von Whatchful sehen immerhin Potenzial. Amazons Angebot can „dieselbe Art anziehenden Social-Media-Browsens“ werden, erklärte ein Mitarbeiter dem „Journal“. „Es ist ein neuer Weg, Social-Erfahrungen in der App einzusetzen.“
Erste Schritte in diese Richtung hat Amazon schon vorher gewagt. Im Internet-Kaufhaus gibt es bereits Videos, in denen Influencer:innen Produkte im Angebot testen. Zudem können Internet-Persönlichkeiten in Zusammenarbeit mit dem Konzern eigene Unterseiten eingerichtet werden, in denen sie empfohlene Produkte platzieren können und eine Verkaufsbeteiligung bekommen. Dass Nutzer:innen aber tatsächlich so viel Zeit mit dem Produkt-Stöbern verbringen wie mit Katzenvideos und Co., wirkt aktuell noch sehr optimistisch.
Quelle:Wallstreet Journal
Quelle: Stern