Stand: 04.06.2022 18:23 Uhr
Fällt Sjewjerodonezk, gewinnt Russland die vollständige Kontrolle über das Gebiet Luhansk. Die Ukrainer versuchen, die Stadt zu halten – nach eigenen Angaben haben sie begonnen, die russischen Soldaten zurückzudrängen.
In der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine wird weiter heftig gekämpft. Russland verstärke seine Truppen rundherum, teilte der ukrainische Generalstab mit, sie setzten Artillerie ein. Es gebe Straßenkämpfe. Die Soldaten sprengten Brücken, um zu verhindern, dass die Ukraine militärische Ausrüstung und Hilfe für Zivilisten in die Stadt bringen könne, sagte der Gouverneur der ostukrainischen Region Luhansk, Serhij Haidai.
Ihm zufolge hielten ukrainische Einheiten ihre Stellungen in Sjewjerodonezk und drängten russische Soldaten an mehreren Stellen zurück – obwohl Russland sein „ganzes Gewicht und seine Reserven“ in die Schlacht um die Industriestadt werfe. Es sei der russischen Armee gelungen, „den größten Teil der Stadt“ zu besetzen. Die Ukrainer hätten aber ein Fünftel von ihr zurückerobert.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Russland: Rückzug einiger ukrainischer Einheiten
Vom russischen Verteidigungsministerium hieß es nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP wiederum, „einige Einheiten der ukrainischen Armee, die bei den Kämpfen um Sjewjerodonezk schwere Verluste (in einigen Einheiten bis zu 90 Prozent) erlitten haben, ziehen sich in Richtung Lyssytschansk zurück“. Wie viele Soldaten die Stadt verlassen haben sollen, ging aus der Erklärung nicht hervor.
Sjewjerodonezk ist die größte Stadt in der Region Luhansk, die noch nicht unter russischer Kontrolle steht. Russland will das gesamte, wirtschaftlich wichtige Gebiet des Donbass im Osten der Ukraine besetzen.
Ukraine und Russland liefern sich erbitterten Kampf im Sjewjerodonezk
Sabine Krebs, WDR, tagesschau 20:00 Uhr, 4.6.2022
Raketen treffen Regionen Odessa und Charkiw
Auch im Süden der Ukraine setzte das russische Militär seine Angriffe fort. In der Region Odessa habe eine Rakete ein landwirtschaftliches Lager getroffen, schrieb ein Sprecher der Regionalregierung auf Twitter. Zwei Menschen seien verletzt worden.
Zudem sollen bei einem Angriff auf die Region Charkiw im Nordosten am Freitag zwei Menschen getötet worden sein. Zwei weitere seien verletzt worden, als ein ziviles Ziel von russischer Seite beschossen worden sei, berichtete die ukrainische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Rettungskräfte.
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Krieg in der Ukraine
Offenbar deutscher Kämpfer getötet
Die Freiwilligenbrigade „Internationale Verteidigungslegion der Ukraine“ meldete unterdessen den Tod eines deutschen Kämpfers. Außerdem seien drei Männer aus den Niederlanden, Frankreich und Australien getötet worden. Zu den Umständen oder dem Ort machte die Brigade keine Angaben.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte, russische Kräfte hätten eine „Einsatzstelle für ausländische Söldner“ im Dorf Datschne nahe Odessa getroffen. In der Region Sumy im Nordosten des Landes habe ein russischer Raketenangriff zudem ein „Trainingszentrum“ getroffen, in dem ukrainische Soldaten von ausländischen Ausbildern an Haubitzen trainiert worden seien.
Austausch von Leichen
Außerdem wurde bekannt, dass die Ukraine und Russland der jeweils anderen Seite die Leichen von 160 Soldaten übergeben haben sollen. Der Austausch sei am 2. Juni entlang der Frontlinie im Gebiet Saporischschja erfolgt, teilte die Regierung in Kiew mit. Die Ukraine hatte Russland zuvor immer wieder aufgefordert, die getöteten Soldaten entgegenzunehmen.
Nach ukrainischen Angaben laufen auch weiter Verhandlungen über den Austausch von Kriegsgefangenen auf beiden Seiten. In russischer Gewalt sind Tausende ukrainische Kämpfer, unter ihnen die Verteidiger von Mariupol, die dort im Stahlwerk Azowstal die Stellung gehalten hatten, bis Kiew die Stadt im Mai aufgab.
Lage in der Ukraine: Heftige Kämpfe in der Region Luhansk
Marius Reichert, WDR, 4.6.2022 · 19:43 Uhr
Quelle: Tagesschau