Stand: 24.05.2022 08:10 Uhr
Der ukrainische Präsident Selenskyj macht weiter Druck auf den Westen, Waffen für die Streitkräfte des Landes zu liefern. 20 Staaten der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe haben bereits weitere Unterstützung angekündigt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lässt in seinem Drängen auf weitere Waffenlieferungen des Westens nicht nach. Waffen und Munition hätten „absolute Priorität“ für sein Land, betonte der Staatschef in einer Videobotschaft.
Laut Selenskyj will Russland Ukraine größtmöglich zerstören
Jens Eberl, WDR, tagesschau 09:00 Uhr, 24.5.2022
Laut Selenskyj benötigen die ukrainischen Truppen vor allem moderne Raketenabwehrwaffen und Kampfflugzeuge. Russland agiere in seinem „totalen Krieg“ mit „blinder Zerstörungswut“. Seit Beginn der Invasion habe das russische Militär etwa 1500 Raketenangriffe und 3000 Luftangriffe auf die Ukraine verübt, zumeist auf zivile Ziele. Viele Menschen wären „nicht gestorben, wenn wir alle Waffen erhalten hätten, um die wir bitten“ kritisierte der ukrainische Präsident. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge wurden seit Kriegsbeginn in der Ukraine mindestens 3930 Zivilisten getötet und mehr als 4500 verletzt.
Selenskyj mahnte, dass der Kampf seines Landes dem „Schutz der gemeinsamen Werte aller Länder in der freien Welt“ diene – und daher habe die Ukraine ein Recht auf Waffenhilfe.
Kontaktgruppe kündigt weitere Waffenlieferungen an
Diese Unterstützung durch weitere Waffenlieferungen haben mehrere Mitglieder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe in Aussicht gestellt. Diese Gruppe war im April bei einem internationalen Treffen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein gegründet worden. Ihr gehören fast 50 Staaten und Organisationen an.
Wie US-Verteidigungsminister Lloyd Austin nach einer virtuellen Konferenz der Kontaktgruppe mitteilte, haben 20 Staaten weitere Waffenlieferungen und andere Hilfe für die Ukraine zugesagt. „Viele Länder spenden dringend benötigte Artilleriemunition, Küstenverteidigungssysteme, Panzer und andere gepanzerte Fahrzeuge“, so Austin.
Artilleriegeschütze im Fokus
So wolle Dänemark eine Antischiffsrakete und weitere Raketen in die Ukraine schicken, damit das Land seine Küsten schützen könne. Russland blockiert den Warenverkehr in und aus ukrainischen Häfen entlang des Schwarzen Meeres. Die russischen Truppen greifen vom Meer aus auch Ziele wie etwa die Metropole Odessa an.
Tschechien soll Austin zufolge bereits Angriffshubschrauber, Panzer und Raketen an das ukrainische Militär geliefert haben. Italien, Griechenland, Polen und Norwegen hätten Artilleriesysteme und Munition in Aussicht gestellt. Austin betonte, dass das Kriegsgeschehen in der Ukraine derzeit vor allem durch Artilleriegefechte geprägt sei und entsprechende Geschütze für die Ukraine daher von zentraler Bedeutung seien.
Neben militärischer Ausrüstung hätten einige Staaten auch zugesagt, ukrainische Streitkräfte auszubilden und zu trainieren.
Ukraine hofft weiter auf Gefangenenaustausch
Abseits der Waffenlieferungen forderte Selenskyj die Unterstützung der Vereinten Nationen, um einen Austausch russischer Gefangener gegen die ukrainischen Streitkräfte aus dem wochenlang umkämpften Asow-Stahlwerk in Mariupol zu ermöglichen. Alle UN-Mitglieder sollten sich einschalten, um eine Einigung herbeizuführen.
Am Freitag hatten sich die letzten von insgesamt etwa 2400 ukrainischen Soldaten ergeben, die auf dem Gelände des Stahlwerks ausgeharrt hatten. Sie befinden sich nun zum Großteil in russischer Gefangenschaft.
Russland hatte angekündigt, dass die ukrainischen Truppen von einem Ermittlungskomitee verhört werden sollen – als Teil einer Untersuchung zu angeblichen „Verbrechen des ukrainischen Regimes gegen die Zivilbevölkerung“. Zudem hatte sich unter anderem der Chef des russischen Parlaments, Wjatscheslaw Wolodin, gegen einen „generellen Gefangenenaustausch“ ausgesprochen und stattdessen dazu aufgerufen die „Kriegsverbrecher“ vor Gericht zu bringen.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Bild: ISW/23.05.2022
Quelle: Tagesschau