In den Umfragen liegt die CDU knapp vor der SPD. Trotzdem könnte es eng werden, denn der bisherige Koalitionspartner, die FDP, schwächelt. Verglichen mit der letzten Wahl könnten sie schnell die Hälfte der Stimmen verlieren.
Die Grünen dürften ihr letztes Ergebnis dagegen mehr als verdoppeln. Und hier liegt die Gefahr für Wüst: Kämen SPD und Grüne gemeinsam auf eine Mehrheit, könnte die Klimapartei versuchen sein, eher mit den Sozialdemokraten zu koalieren. Spitzenkandidatin Mona Neubaur betont denn auch gern, mit beiden Konkurrenten von SPD und CDU ein gutes Verhältnis zu pflegen.
Allerdings gibt es wenig Zweifel in Nordrhein-Westfalen, dass Wüst den Grünen bei Koalitionsverhandlungen weit entgegenkommen würde – etwa wenn es darum geht, Schwarz-Grün oder eine Jamaika-Koalition mit der FDP zu verhandeln.
Die „Rent-a-Rüttgers“-Affäre kostet ihn zunächst alles
Das Image des jungen strammen Konservativen, der in der Jungen Union Karriere gemacht, 2005 als damals jüngster Abgeordneter in den Landtag einzog, mit 31 Generalsekretär der NRW-CDU wurde und sich als politischer Wadenbeißer Ruf machte, hat Wüst schon länger hinter sich gelassen. Das hat auch mit dem Absturz zu tun, den er 2010 erlebte.
Damals wurde kurz vor der Landtagswahl bekannt, dass Firmen angeboten worden waren, für einen CDU-Landesparteitag nicht nur eine Werbefläche, sondern auch Kontakt zu Kabinettsmitgliedern oder einen Platz am VIP-Tisch des berühmten Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers zu erwerben. Die Affäre bekam den Spottnamen „Rent-a-Rüttgers“. Der Vorwurf der illegalen Parteienspende stand im Raum. Gehen musste dafür der Generalsekretär. Die meisten hielten ihn damals für das „Bauernopfer“.
Laschet gab ihm ein schwieriges Amt
Trotzdem galt die Nachwuchshoffnung als erledigt. Doch Wüst zog sich nicht in einen Schmollwinkel zurück. Er wurde Geschäftsführer des nordrhein-westfälischen Landesverbands der Deutschen Zeitungsverleger und hielt den Kontakt zur Politik – über sein Landtagsmandat, das er trotz seines Rücktritts mit mehr als 49 Prozent der Stimmen wiedergewonnen hatte.
Zudem knüpfte er ab 2013 als Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion ein stabiles Netzwerk. So stabil, dass Armin Laschet, als er 2017 Ministerpräsident in NRW wurde, an Wüst schon nicht mehr vorbeikam. Er machte ihn zum Verkehrsminister, wohlwissend, dass dies in dem staugeplagten Bundesland eines der schwierigsten Ministerämter ist.
Quelle: t-online