Mit Truth Social wollte der ehemalige König von Twitter, Donald Trump, mit Fanfaren zurück in den Social-Olymp ein. Doch die Hype-App hat sich bisher zum Reinfall entwickelt.
Es sollte der große Wurf werden. Ein knappes Jahr, nachdem ihn Social-Media-Riesen wie Twitter und Facebook vor die Tür gesetzten, wollte der ehemalige US-Präsident Donald Trump im Februar mit seinem eigenen Netzwerk Truth Social seine Rückkehr feiern. Doch statt ein Triumph zu werden, entwickelt sich die App immer mehr zum Desaster. Selbst Trump scheint das Interesse verloren zu haben. Und nun laufen ihm auch noch die Angestellten davon.
Gleich zwei hochrangige Technik-Verantwortliche sollen in den letzten Tagen das Handtuch geworfen haben, berichtet „Reuters“. Technologie-Chef Josh Adams und der für Produkt-Entwicklung zuständige Billy Boozer sind demnach nach weniger als einem Jahr von ihren Posten zurückgetreten. Mit noch nicht absehbaren Folgen.
Schwerer Start
Dabei lief es für die App schon seit ihrem Start alles andere als gut. Seit sie am 20. Februar als noch nicht vollständig fertiger Prototyp vorgestellt wurde, macht sie vor allem negative Schlagzeilen. Statt sich einfach anmelden zu können, bleiben viele interessierte Trump-Fans in einer Warteschlange hängen, sie soll nach Schätzungen von Experten bis zu Millionen mehrere Nutzer von der Registrierung abhalten. Selbst wer sich anmeldet, findet eine weitgehend unfertige App, beworbene Features fehlen, eine angekündigte Version für Android-Smartphones lässt weiter auf sich warten.
Der Ausstieg des Tech-Chefs dürfte die Probleme nur verschärfen. „Wenn Josh geht, sind alle Wetten vom Tisch“, erklärte eine von acht Insiderquellen, mit denen „Reuters“ sprach. Er sei das „Hirn“ des Netzwerks und der Technologie. Auch Boozer soll als Verantwortlicher für die Technikinfrastruktur, das Design- und Entwicklungsteam eine wichtige Rolle gespielt haben. Noch sei nicht mal zu erfahren, ob sie bereits ersetzt oder ihre Aufgaben anderweitig vergeben worden seien, so „Reuters“.
Die beiden Manager waren für das Unternehmen sehr wertvoll: Als Tech-Spezialisten mit konservativer Einstellung sind sie in der Branche die seltene Ausnahme, andere Personen hätten Anfragen der Firma mit Verweis auf Trump abgelehnt. Innerhalb des Führungsteams handelt es sich offenbar um die einzigen Personen mit Technologie-Kenntnissen. Ihre vorgesetzten Wes Moss und Andy Litinsky hatten Trump aus seiner Reality-Show „The Apprentice“ als Führung in die Firma geholt. Sie waren beide ehemalige Kandidaten der Management-Show. CEO ist der ehemalige Kongress-Abgeordnete Devin Nunes.
Selbst Trump bleibt weg
Welche Rolle Trump selbst in der Firma spielt, ist bestenfalls nebulös. Er hatte die App als „sein“ Netzwerk entwickelt, hatte bei der Einführung für sie getrommelt und Fans angekündigt, dass „Ihr Lieblingspräsident Sie bald dort sehen wird“. Tatsächlich war der Ex-Präsident einer der ersten Nutzer mit einem Account in dem Netzwerk. Besonders aktiv ist er allerdings nicht: Zum Start gab es einen einzelnen Post. Seitdem herrscht auf dem Account Stille.
Ob sich die Arbeit an der App überhaupt noch lohnt, wird sich zeigen müssen. Zwar war sie zum Start auf Platz 1 von Apples App Store im Bereich Social Media eingestiegen, sie fiel aber schnell wieder ab. Den Experten von „Apptopia“ wurde die App zum Peak in der ersten Woche 170.000 Mal an einem Tag heruntergeladen, inzwischen sind es nur noch etwa 8000 tägliche Installationen, berichtet „The Verge“.
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Quelle: Stern