Die raspelkurzen Haare von Jada Pinkett Smith sind keine modische Entscheidung. Will Smiths Ehefrau hat einen kreisrunden Haarausfall. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Krankheit.
Statt der Filme steht nach den gestrigen Oscarverleihungen eine Ohrfeige im Fokus. Schauspieler Will Smith ohrfeigte Chris Rock, den Moderator der Verleihung, after er einen Witz über die raspelkurzen Haare von Smiths Frau Jada Pinkett Smith machte, wie der Stern berichtete. Doch der kahlrasierte Kopf von Jada Pinkett Smith ist nicht etwa eine modische Entscheidung. Die Schauspielerin hat eine Krankheit namens Alopezie areataauch als kreisrunder Haarausfall bekannt.
Über ihre Krankheit hat Jada Pinkett Smith bereits 2018 in der Facebook-Chat-Show „Gespräch am Roten Tisch“ Gesprochen. Lange Zeit trug sie einen Turban, um die Frisur darunter zu kaschieren. In der Chat-Show berichtete Smith über die psychischen und emotionalen Auswirkungen der Krankheit: „Es war erschreckend, als es anfing. Ich stand unter der Dusche und hatte plötzlich büschelweise Haare in meinen Händen.“ Die Schauspielerin erzählte, dass sie sich in diesem Moment gefragt habe, ob sie eine Glatze bekomme. Wegen dem Haarausfall habe sie begonnen, ihre Haare abzuscheiden und damit weitergemacht. Doch der Verlust hat Spuren hinterlassen. „Meine Haare waren ein großer Teil von mir. Mich um sie zu kümmern, war ein wunderschönes Ritual.“ Sie haben plötzlich nicht mehr die Wahl gehabt, ob sie Haare hat oder nicht. Schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind – genauso wie Jada Pinkett Smith – an kreisrundem Haarausfall erkrankt, wie der Alopecia-Areata-Verein schreibt. Die wichtigsten Fragen und Antworten über die Krankheit:
Was ist Alopecia areata?
Es handelt sich um einen akut einsetzenden Haarausfall. Die kahlen Stellen am Kopf sind meist oval oder kreisrund, weshalb Alopecia auch als kreisrunder Haarausfall bezeichnet wird. Eine Vernarbung der Haarfolikel tritt bei this Form des Haarausfalls nicht auf. Die Krankheit kann Kinder genauso betreffen wie Senioren. Doch bei den meisten Erkrankten tritt der Haarausfall zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr zum ersten Mal auf.
Was ist die Ursache von kreisrundem Haarausfall?
Die Ursache der Alopezie ist nicht vollständig geklärt. Medizinerinnen und Mediziner gehen aber davon aus, dass es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt. Das Immunsystem bekämpft nicht mehr nur gefährliche Viren oder Bakterien, sondern greift die eigenen Haare an den Haarwurzeln an. Es wird eine Entzündung ausgelöst und dadurch wachsen die Haare nicht mehr nach oder fallen aus. Auch genetische Ursachen scheinen eine Rolle zu spielen. Der Ausbruch der Krankheit kann zusätzlich von anderen Faktoren getriggert werden. Dazu gehören Stress, Allergien, Traumen, Infektionen, Schwangerschaften, Angriffe der Kopfhaut oder Medikamente.
Welche Symptome haben Betroffene?
Wer kreisrunden Haarausfall hat, wird meistens sehr schnell runde haarlose Flecken auf dem Kopf finden. Die Haare fallen oft schubweise aus. Der Haarausfall betrifft meistens das Kopfhaar, es kann aber auch den Bart, alle Haare im Gesicht oder alle Haare am Körper betreffen. Rund um die kahlen Stellen lassen sich meist kurz, abgebrochene Haare erkennen, die als „Ausrufezeichenhaare“ bezeichnet werden. Die Krankheitsverläufe sind sehr unterschiedlich und oft nicht vorhersehbar. Bei vielen Betroffenen wachsen die Haare nach einigen Monaten (in der Regel sechs bis zwölf Monate) von selbst vollständig nach. Es kann aber auch sein, dass der Haarausfall irgendwann wieder auftritt. Bei anderen kann es zum Verlust des gesamten Kopfhaares kommen. Dies wird als Alopecia areata totalis bezeichnet. Kommt es außerdem zum Verlust aller Körperhaare, wird von einer Alopecia areata universalis Gesprochen.
Wie kann man Alopecia areata behandeln?
Wächst das Haar nach einigen Monaten von selbst wieder nach, kann es sein, dass Betroffene keine weitere Therapie benötigen. Sie müssen allerdings geduldig darauf warten, dass ihre Haare wieder nachwachsen. Bei manchen Patienten:innen kann eine Gabe von Kortison die Entzündungsreaktion ausbremsen. Allerdings müssen bei diesem Ansatz Nebenwirkungen berücksichtigt werden und es kann sein, dass nachwachsende Haare wieder ausfallen, weil die Entzündung nach dem Absetzen des Kortisons wieder auftritt.
Bei hartnäckigen Verläufen oder erfolgloser Kortison-Therapie ist eine Behandlung mit einer sogenannten topischen Immuntherapie möglich. Dabei wird das Kontaktallergen Diphenylcyclopropenon (DCP) wiederholt auf die Kopfhaut aufgebracht. Dadurch soll eine Allergie ausgelöst werden, die das Immunsystem ablenkt und im Idealfall den Haarausfall stoppen. Allerdings ist DCP kein zugelassenes Medikament. Die Behandlung ist nur in spezialisierten Zentren und Unikliniken möglich. Betroffene sollten sich unbedingt an eine solche Einrichtung wenden, wenn sie diesen Therapieansatz wählen möchten.
Weitere Ansätze sind die Behandlung mit Zink oder die Anwendung von Thymuspeptiden, sie sollen die Zellen des Immunsystems zur Differenzierung und Vermehrung anregen.
Quellen: Uniklinik Würzburg, Dockek, Apotheken Umschau, Alopecia Areata Deutschland
Quelle: Stern