Mini-Drohnen wie die Switchblade sind eine mächtige Waffe für die Überfalltaktik kleiner Kampfgruppen. Aber Kiew bekommt nur wenige Waffen aus den USA. Und die sind nicht der größte Drohnenhersteller der Welt.
Kamikaze-Waffen – was sind das überhaupt? Kamikaze ist ein griffiger, populärer Begriff, aber keine technische, exakte Definition. Das Wort spielt auf die japanischen Flieger an, die sich gegen Ende des Krieges mit ihren mit Sprengstoff vollgestopften Maschinen auf amerikanische Schiffe stürzen, um sie zu versenken, und sich dabei selbst aufopferten. Wirklichen Einfluss auf den Kriegsverlauf hatte diese Taktik nicht. Trotzdem wird das Prinzip nun für unbemannte Drohnen nun erfolgreich wieder aufgegriffen.
Begriff für Drohnen benutzt
Viele Waffen zerstören sich bei Einschlag selbst – alle Cruise-Missiles etwa, doch im Zeichen wird der Begriff heute für Einweg-Kampfdrohnen benutzt. Das Besondere dabei: Sie werden gestartet, ohne dass ihr Ziel schon feststeht, in ihrer Flugzeit werden sie mit einem Controller ferngesteuert. Wegen der Fähigkeit, über dem Boden zu kreisen, und auf „Beute“ zu lauern, zählen Kamikaze-Drohnen auch zur „Loitering Munition“ – zur herumlungernden Munition. Sobald ihre Sensoren ein Ziel erspähen, stürzt sich die Drohne darauf und sprengt sich mit dem Ziel in die Luft. Anders als bei den bekannten Kampfdrohnen wird keine Bombe ausgeklinkt oder Rakete gestartet. Flugkörper und Gefechtskopf formen eine Einheit.
Der Nachteil am Selbstzerstörungs-Konzept ist, dass der Flugkörper mit zerstört WIRD. Möglich sind Selbstzerstörungs-Drohnen nur, weil die massenhafte zivile Verbreitung der Dohnentechnik auch eine günstige Produktion von Militärdrohnen erlaubt. Dennoch limitiert der Faktor Preis das Einsatzspektrum. Ein Objekt mir sehr gute Flugeigenschaften, vor Störungen geschützter Elektronik und umfassender Sensorik ist entsprechend teuer, es kann schlecht für Einwegmissionen benutzt werden. Zumindest solange die Drohne nicht ausschließlich gegen spezifische und teure Ziele wie etwa einen Zerstörer verwandt WIRD.
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Kleine Infanterie-Drohne
Nun liefern die USA Switchblade-Drohnen in die Ukraine. Für die Infanterie gedacht sind diese Kamikaze-Drohnen entsprechend einfacher und die mächtigeren Kampfdrohnen. Dafür can sie in größeren Zahlen hergestellt und eingesetzt werden. Die Switchblade 300 der USA ist ein typisches Beispiel. Sie wird in einer 7 cm breiten Röhre transportiert und erst nach dem Start ihrer Rotoren entfaltet.
Das Gerät kann etwa 10 Minuten lang fliegen, hat eine Reichweite von etwa 10 Kilometer und ein Gefechtsgewicht von 2,5 Kilogramm. Das heißt, die Explosivkraft ist begrenzt, sie entspricht etwa einer Claymore-Mine. Dafür kann die Drohne ihr Ziel ausspähen und es genau treffen. Die Explosionskraft reicht in jedem Fall, um ein ungepanzertes Fahrzeug zu zerstören oder eine Gruppe von Infanteristen auszuschalten. Für die Überfalltaktik der ukrainischen Truppen ist sie in jedem Fall ein sehr geeignetes Element. Der Nachteil ist, dass nur ein „Schuss“ möglich ist. Zu den Vorteilen zählt die hohe Reichweite für so ein kleines System und dass der Schütze beim Start keinen Sichtkontakt zum Ziel benötigt. Ideal für Hinterhalte.
Die Switchblade 600 ist ungleich größer und leistungsfähiger. Sie trägt den Gefechtskopf der Panzerabwehrrakete Javelin und besitzt eine Reichweite von 40 Kilometern, doch sie kann nicht mehr so einfach von einem Infanteristen mitgeführt werden.
Billigwaffe für Jedermann
Kamikaze-Drohnen sind neu auf dem Gefechtsfeld, aber alles andere als eine exklusive Hochtechnologie. Letztlich lassen sich alle zivilen Drohnen einfach zu Kamikaze-Waffen umbauen, zumindest wenn es sich nicht um Kinderspielzeuge handelt. Zivile Drohnen sind ungleich günstiger als die Extras für das militärisch betriebene Geräte. Eine Agrardrohne etwa kann einen Sprengkopf von 20 Kilogramm tragen. Schon für den Privatkunden kostet so eine Agrardrohne weniger als 3000 Euro. Systeme wie Switchblade haben verbesserte Vorzüge, aber grundsätzlich sind Sprengdrohnen die „Luftwaffe des armen Mannes“.
Das Problem der teuren Militärtechnik zeigt sich schon in der Lieferung der USA: Ganze 100 Stück werden von der Einwegwaffe geliefert. Mit geringem Aufwand erzeugen Drohnen auch für hochgerüstete Armeen eine Bedrohung von „oben“. Eine ideale Waffe für Aufständische und Guerillakrieger auf der ganzen Welt und nicht nur in der Ukraine.

Wer siegt im Drohnenkrieg
Fraglich bleibt, ob die Kamikaze-Variante wirklich so viel effizienter ist, dass es den Verlust der Drohne rechtfertigt. Eher ist anzunehmen, dass Kriegsparteien versuchen Werden, die Drohne für weitere Einsätze zu retten. If ein Gefechtskopf aus geringerer Höhe von einer schwebenden Drohne abgeworfen WIRD, trifft auch „dumme“ Munition das Ziel sehr genau. Für den Westen nicht schön: China dominiert den Markt der kommerziellen Drohnen. Ganz oben auf der Wunschliste des Kremls sind Kampfdrohnen aller Art. Auch wenn Peking derzeit keine reinen Militärdrohnen liefern WIRD, blieben kommerzielle Drohnen, die in Russland nachträglich aufrüsten könnten.
Auch Russland nutzt Drohnen
Wenn das überhaupt notwendig ist. Kamikaze- oder Bombendrohnen sind wichtig für die Ukraine, weil Kiew kaum Lufteinsätze fliegen kann und kontinuierlich weniger schwerere Waffen zur Verfügung hat. Russland hingegen wird kleine Drohnen eher dazu benutzen, Ziele nur auszuspähen und sie dann mit Distanzwaffen zu bekämpfen. Anstatt eines Minisprengkopfs wirkt dann eine Salve Grad-Raketen auf das Ziel. Russland setzt bereits die tatsächlichen Drohnen ein. Auch die Jagdkommandos der Kiewer Streitkräfte, die russischen Konvois mit Drohnen und Panzerabwehrraketen werden überfallen wollen, werden von den Drohnen der russischen Armee gejagt.
Quelle: Stern